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Vom (vegetarischen) Essen und Reisen

Kimolos – Kykladen wie vor 20 Jahren?

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Auf Kimolos freute ich mich sehr, ich mag die kleinen und relativ ursprünglichen Inseln. Da es außerhalb der Saison kaum geöffnete Unterkünfte gibt, hatten wir per Email überall nachgefragt und bei den Sofia’s Apartments reserviert. Aspasia holte uns am Hafen ab. Sie bat uns zu ihrem Bruder ins Auto zu steigen und ihr unsere Rucksäcke zu geben, damit sie sie auf ihr Moped laden könne. Ich schaute sie ungläubig an. Das alte Moped sah eher aus als ob es schon unter ihr zusammenbrechen könnte, wie sie damit noch zwei große Rucksäcke transportieren wollte, war mir ein Rätsel. Aber sie ließ sich nicht beirren, stapelte sie gekonnt vor sich und düste los. Unglaublich!

Die Apartments stellten sich als echter Luxus heraus, groß, hell und hübsch eingerichtet. Zwei Zimmer hatten wir in Griechenland noch nie! Vom Balkon hatten wir einen traumhaften Blick über das Meer. Da waren die 45 Euro auch wirklich angemessen. Nur das Internet sollte uns immer wieder im Stich lassen. Zur Begrüßung erhielten wir einen kleinen Korb mit Leckereien: kandierte Früchte, Kekse, Marmelade und Ouzo. So lässt es sich ankommen!

Blick vom Balkon der Sophia's Apartments

Blick vom Balkon der Sophia’s Apartments

Das Wetter war weniger gut als die letzten Tage, aber zumindest trocken. So zogen wir sofort los den Ort zu erkunden. Kimolos Chorio ist deutlich weniger herausgeputzt als beispielsweise Folegandros, aber es hat trotzdem – oder gerade deshalb – viel Charme.

Die Platia in Chorio Kimolos

Im Zentrum befindet sich das Kastro, das zum Teil sehr zerfallen, im äußeren Ring aber auch noch bewohnt ist.

Kastro Kimolos

Kastro Kimolos

Kastro Kimolos

Wir wanderten Richtung Norden aus dem Dorf hinaus und gleich am ersten Muli vorbei, so hatte ich mir das vorgestellt! Dass auch auf Kimolos schon die Traktoren Einzug gehalten haben, sollten wir erst später feststellen…

Kimolos

Das Wetter hatte sich inzwischen verbessert und unser Blick schweifte über fruchtbare, mit Blumen bedeckte Täler. Traumhaft!

Täler auf Kimolos

Der Weg verwandelte sich teilweise in ein blühendes Lavendelfeld. Da musste man schon etwas auf die überall herumsummenden Bienen aufpassen.

Lavendel auf Kimolos

Rechts von uns tauchten die bei Prasa gelegenen Strände auf. Hinabzulaufen hätten wir an dem Tag nicht mehr geschafft, aber zum Baden war das Wetter sowieso zu kalt.

Kimolos

Außer einem Bauern und ein paar Ziegen begegneten wir keiner Menschenseele. Was für eine erholsame Wanderung!

Ziegen auf Kimolos

Aspasia hatte uns zum Essen das Kali Kardia in Chorio und das To Kyma am Hafen empfohlen. Wir entschieden uns zuerst für das Kali Kardia. Als wir vor dem Kafenion standen, traute ich mich kaum einzutreten. So sehr hatte ich das Gefühl als Touristin die abendliche Routine der Stammgäste zu stören. Wir wurden aber von den Anwesenden kaum beachtet. Der Wirt begrüßte uns herzlich und zählte uns die vorhandenen Gerichte auf. Hier war es wieder praktisch ein paar Wörter Griechisch zu können. Dafür bemühte sich der Wirt ein paar um ein paar Wörter Deutsch. Die Auswahl ohne Fleisch war nicht üppig, aber völlig ausreichend. Die Fava und der griechische Salat waren recht gut, der Oktopus leider etwas zäh. Dafür war alles unschlagbar billig und die Atmosphäre wog die Kritikpunkte auf.

Der nächste Tag begann mit Regen. Die große Wanderung zum Skiadi mussten wir wohl verschieben. Also spazierten wir zunächst hinunter zum Hafenort Psathi.

Psathi Kimolos

Dieser erwachte erst langsam aus dem Winterschlaf. An manchen Ecken wurde gehämmert und gestrichen. Nur das To Kyma hatte schon geöffnet. Was lag da näher als auf einen Kaffee einzukehren? Wir setzten uns auf die Terrasse mit Blick auf das Meer. Mitten durch das Dach wächst ein Baum. Ein romantischer Ort!

Blick von der Terrasse des To Kyma

Blick von der Terrasse des To Kyma

Da die Erde und damit die Monopatia vom Regen aufgeweicht waren, beschlossen wir diesmal auf der Straße entlang zu den Stränden im Süden zu laufen. Im Süden der Insel gibt es ein paar flachere Gegenden, die einfacher landwirtschaftlich zu nutzen sind. Hier sahen wir Muli und Traktor in bester Nachbarschaft. Verständlicherweise ist Kimolos doch nicht in allen Aspekten so ursprünglich wie gedacht.

Landwirtschaft mit Muli und Traktor

Landwirtschaft mit Muli und Traktor

Am Strand von Aliki wurde fleißig gewerkelt, geöffnet hatte aber noch nichts. Der Strand ist etwas steinig, aber lang und hübsch mit Tamarisken, die Schatten spenden. Hier lässt es sich sicherlich auch im Sommer gut aushalten.

Der Strand von Aliki Kimolos

Der Strand von Aliki Kimolos

Der Kalamitsi Strand war dagegen kaum als solcher zu erkennen. Entweder war das Meer höher als normal oder der Winter hatte einen Teil des Strandes weggespült.

Der Kalamitsi Strand

Der Kalamitsi Strand

Ein schöner Abschluss war der Agios Georgios Strand mit seinem farbenfrohen Sandstein.

Agios Georgios Kimolos

Auf dem Rückweg leuchtete Chorio in der Abendsonne.

Chorio Kimolos

Die Wanderung hatte uns hungrig gemacht. Aber wir hatten ja eigentlich vor zu Hause zu kochen. Aber so ein kleiner Aperitif mit einem Mezze müsste doch drin sein? So landeten wir nochmal im To Kyma. Eigentlich wollten wir nur eine kleine Melitanossalata bestellen, aber der Wirt schwärmte uns so von den Tirokroketas vor, dass wir die Käsebällchen einfach probieren mussten. Dabei hatte ich ihm ja mit all meinen zusammengekramten Griechischkenntnissen erzählt, dass wir nur eine Kleinigkeit wollten, da wir zu Hause kochen. Aber es hatte sich gelohnt. Der Aubergienensalat und die Käsebällchen waren so lecker, dass wir noch Kalamares hinzubestellten und das Kochen verschoben. Und der Blick auf das Meer dazu war einfach unschlagbar!

Käsebällchen und Auberginensalat im To Kyma

Käsebällchen und Auberginensalat im To Kyma

Der nächste Tag begann strahlend schön, perfekt für ein Frühstück auf dem Balkon! Die Bäckerei hatte sich als außergewöhnlich gut entpuppt. Die Insel schien wirklich alles zu haben!

Heute wanderten wir früh los, wir wollten die große Rundwanderung zu der Gesteinsformation Skiadi und weiter zu den Stränden im Westen unternehmen.

Aber zuerst nutze ich die Chance noch ein paar Fotos von Chorio bei Sonnenschein zu schießen.

Chorio Kimolos

Kimolos Chorio

Kimolos Chorio

Zunächst ging es auch heute an fruchtbaren Tälern entlang Richtung Norden, etwas weiter westlich als am ersten Tag.

Kimolos

Die Landschaft auf Kimolos ist vermutlich aufgrund des vulkanischen Ursprungs besonders fruchtbar, das erinnerte uns fast etwas an Nisyros. Aber so viele Blumen wie hier hatte ich meiner Erinnerung nach wirklich noch nie auf einer griechischen Insel gesehen. Deshalb machten wir uns auch am letzten Tag – erfolgreich – auf die Suche nach Honig von Kimolos. Besseren kann man wohl kaum finden.

Kimolos

Kimolos

Kurz vor der Abzweigung zum Skiadi kam uns ein Bauer auf einem Muli entgegen. In meinem 10 Jahre alten Reiseführer stand noch, dass die Bauern auf Kimolos noch Strohhüte statt Baseballcaps tragen. Aber auch hat sich die Mode inzwischen anwandelt. Monsieur G. schaute schon ganz peinlich berührt als ich wieder die Kamera zückte. Aber als ich fragte, ob ich den Bauern fotographieren kann, hielt er sogar freundlich an und fragte noch ob wir zum Skiadi wollten. „Ne, ne!“

Kimolos

Aber zunächste machte wir einen kleinen Abstecher Richtung Paleokastro im Norden.

Kimolos

Ich hatte auf der Wanderkarte einen Aussichtspunkt entdeckt, der erschien ein perfekter Platz für das Mittagspicknick. Die kleine Anstrengung wurde mit einem 360 Grad Blick belohnt. Traumhaft!

Kimolos

Kimolos

Einige Zeit später erreichten wir den Skiadi, eine große pilzförmige Gesteinsformation.

Skiadi Kimolos

Kimolos

Danach ging es recht steil abwärts Richtung Strand. Auf dieser Seite ist die Insel etwas karger.

Kimolos

Gleich in der Lakos Bucht sprang ich ins Wasser. Gar nicht mal so kalt heute, aber die Bucht ist auch wunderbar geschützt. Nur durch eine Landzunge getrennt erreicht man den Mavrospilia Strand mit interessanten vorgelagerten Felsformationen.

Mavrospilia Kimolos

Ein Stück weiter südlich schließt sich die schöne Deka Bucht an.

Deka Bucht Kimolos

Auf dem Weg zurück auf der Straße merkten wir, dass so langsam immer mehr Verwandschaft der Kimioten auf der Insel ankam. Wir hatten das Gefühl, die Städter recht gut von den Einheimischen unterscheiden zu können. Aber ausländische Touristen hatten wir bisher außer uns noch keine gesehen.

Abends kehrten wir wieder im To Kyma ein. Diesmal wurden wir gleich zum in die Töpfe gucken gebeten. Das mag ich ja eigentlich am liebsten! Die schwarzen Riesenbohnen und das gebratene Gemüse weckten unseren Appetit. Ob wir denn auch noch Fisch dazu möchten? Der Wirt zeigte uns einen großen Teller mit acht kleinen Fischen. Die könnten wir alle für 10 Euro haben. Da sagen wir natürlich nicht nein! Mmh, es war alles wieder köstlichst!

To Kyma

Ein schöner Abschluss für den letzten Abend!

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Kimolos hatte uns begeistert, ich fuhr etwas wehmütig ab Richtung Milos. Die Kimioten, die uns am ersten Tag noch etwas ignoriert hatten, grüßten uns jeden Tag freundlicher. Da deckte sich mein Eindruck mit Richi. Nur ein paar Brocken Griechisch können nicht schaden, Englisch spricht bei weitem nicht jeder. Aber für mich war das wieder die perfekte Gelegenheit etwas zu üben.

Hier findet ihr die ersten Etappen unserer Reise:
Syros – “Großstadt” und Einsamkeit
Ios – die Partyinsel vor der Party
Folegandros – die Jagd nach alten Urlaubsträumen

10 Kommentare zu “Kimolos – Kykladen wie vor 20 Jahren?

  1. jassou Melanie, ich hatte auch schon auf deinen Kimolos-Artikel gewartet. Da Kimolos zu meinen Lieblingsinseln hehört. Habe mich sehr über deine Fotos der mir bekannten Orte gefreut. Hätte gerne noch Fotos vom alten Ortskern Xaplovouni oben bei den Mühlen gesehen.

    Ich habe auch einen kleinen Artikel über meinen Aufenthalt auf Kimolos geschrieben: http://www.in-greece.de/kimolos/artikel/96233-kimolos-die-beeindruckende-kultur-der-terrassenbewirtschaftung-april-2013

    schöne Grüße aus Hamburg, kv

  2. Weißt ja. 🙂 Wir haben unseren Frühlingsurlaub leider spontan verschieben müssen…
    Liebe Grüße,
    Eva

  3. Welch eine Bilderflut … wahnsinnig schön! (P.S. ich warte noch immer auf das Bild mit den roten Steinfelsen, … 😉 )

  4. Danke für diesen schönen Artikel. Ich war vor 33 Jahren auf kimolos, es scheint sich nicht allzuviel verändert zu haben 🙂 Gruss aus Wien, Stephan

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