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Vom (vegetarischen) Essen und Reisen

Dodekanes 2014: Patmos, die heilige Insel

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Patmos, die heilige Insel. Zumindest wurde sie dazu 1983 vom Griechischen Parlament erklärt. Hier empfing angeblich Johannes die Vision der Apokalypse, das letzte Buch der Bibel. Die Insel mit ihren vielen Klöstern, allen voran das über 900 Jahre alte Johanneskloster, ist berühmt für ihre Osterfeierlichkeiten. Wir reisten aber schon davor wieder ab, alles andere wäre zu kompliziert geworden. Das verstand zwar nicht jeder, dafür entgingen wir aber dem Rummel über die Osterfeiertage…

So richtig gut nachgedacht hatte ich nicht, als ich die Anreise nach Patmos plante: die Blue Star Ferries aus Piräus kommt dort nachts um viertel nach drei an – mal länger aufzubleiben sollte ja zu schaffen sein, dachte ich mir. Nicht so ganz im Kopf hatte ich dabei, dass wir wegen unserem frühen Flug nach Athen morgens früh um halb vier aufstehen mussten…Zum Glück hatten wir Air Seats gebucht, die nur wenig mehr kosten als ein normales Economyticket, aber einen reservierten Sitzplatz beinhalten. Eine sehr weise Entscheidung angesichts der über Ostern komplett vollen Fähre! Eigentlich keine schlechte Voraussetzung, um etwas zu dösen, wäre da nicht der auf höchste Lautstärke eingestellte Fernseher. Selbst nach Mitternacht, als wirklich alle versuchten eine Mütze Schlaf zu erhaschen, wurde die Lautstärke nicht reduziert, geschweige denn der Fernseher ausgeschaltet. Zum Glück fand ich in den Tiefen meines Rucksacks noch ein paar Ohropax…

Etwas schlaftrunken erreichten wir in Patmos. Zum Glück holte uns unsere Vermieterin Suzana mit ihrer Tochter am Hafen ab und kutschierte uns zu den Apartments. Suzana hatte das größere und innen hübscher eingerichtete Studio eins für uns hergerichtet – für den gleichen Preis, wie sie betonte. Sie konnte ja nicht wissen, dass wir Studio 3 extra deshalb reserviert hatten, weil bei Studio 1 das hohe Balkongeländer den Blick auf den Hafen versperrte…Naja, was soll’s, dafür hatten wir jetzt mehr Platz, einen Balkon für uns allein und die hübschere Einrichtung für 25 Euro die Nacht..Und den Blick konnte man ja auch im Stehen oder durch die Gitterstäbe genießen.

Blick von den Suzana Apartments auf den Hafen von Patmos

Blick von den Suzana Apartments auf den Hafen von Patmos

Auf dem Weg zum Bäcker fotographierte ich am nächsten Morgen sofort den Busfahrplan an der Haltestelle gegenüber. Dummerweise war dieser wohl noch von letztem Sommer und am frühen Nachmittag fuhr doch kein Bus nach Chora. Aber wir hatten zum Glück noch mehr Wanderungen zur Auswahl. Dieter Graf hat mir freundlicherweise die betreffenden Kapitel aus der Neuauflage seines neuen Wanderführers „Samos, Patmos, Ikaria, Kalymnos und sechs Nachbarinseln“ vorab zugeschickt, der in den nächsten Wochen erscheinen wird. Wie schon bei unseren letzten Griechenlandreisen war sein Wanderführer Gold wert!

So wanderten wir über Nebensträßchen hinauf zur Chora und über einen schönen Kalderimini wieder hinab. Besonders schön war unser Mittagsrastplatz, eine kleine Kapelle, von der man einen wunderschönen Blick auf die Bucht, den Hafenort Skala und die Chora hat.

Unser Rastplatz mit Blick auf Skala

Unser Rastplatz mit Blick auf Skala

Die Windmühlen, die neben der Chora thronen, sind frisch renoviert und hissen wieder ihre Segel.

Windmühlen auf Patmos

Als wir wieder im Hafen ankamen, sahen wir die Fischer beim Vorbereiten ihrer Netze, ein gutes Vorzeichen für unser Abendessen!

Im Hafen von Skala

Im Hafen von Skala

Da wir schon recht früh wieder zurück kamen, beschlossen wir abends noch Dieter Grafs Vorschlag zu folgen und den Abend auf der antiken Akropolis ausklingen zu lassen. Von den alten Mauern ist nicht mehr besonders viel erhalten, aber der Blick auf den Sonnenuntergang ist traumhaft! Mit einem Gläschen Wein und ein paar Oliven in der Hand, wie könnte Urlaub perfekter sein?

Sonnenuntergang auf der Akropolis von Patmos

Sonnenuntergang auf der Akropolis von Patmos

Abends folgten wir einer Empfehlung meines Reiseführers von Klaus Bötig und landeten in einer wirklich noch ursprünglichen, traditionellen Fischtaverne, dem „Chiliomodi“ im Ortskern an der Straße zur Chora. Unter grellem Neonlicht und Fischerdekor saßen wir als einzige Touristen unter Einheimischen – immer ein gutes Zeichen! Nur bei den Portionsgrößen haben wir uns völlig verschätzt: wir bestellten zu zweit Fava, Zucchinikeftedes und gemischten Fisch. Schon nach den Zucchinipuffern waren wir mehr als satt! Zumindest erwartete ich bei Fisch für 9 Euro keine enorme Menge…Wieso in aller Welt wurde für ein paar Stückchen Fisch gleich neu aufgedeckt? Da kam der Kellner auch schon mit der Fischplatte: drei ganze, mittelgroße Fische vom Tagesfang! Sie waren lecker genug, um sie irgendwie doch noch zu verdrücken, da kam dann noch ein Grießdessert aufs Haus, uff…Und zum Schluss wurde uns auch noch ein Ouzo spendiert. Wenn das mit dem Schlemmen die nächsten zwei Wochen so weitergeht…

Am nächsten Morgen brachte uns Suzanas Tochter zwei Tellerchen mit Ostergebäck und von ihrer Großmutter selbstgemachtem Käse vorbei. Bei dieser griechischen Gastfreundschaft kann man sich ja nur wohl fühlen! Und dazu hatten wir noch einen wirklich guten Bäcker um die Ecke.

Selbstgemachter Käse von der Großmutter und Ostergebäck

Selbstgemachter Käse von der Großmutter und Ostergebäck

Am Sonntag wollten wir von Grikos aus wandern, aber in der Vorsaison fuhren dorthin noch keinerlei Busse. Zum Glück stellten sich die Taxis in Patmos als wirklich bezahlbar heraus, die meisten Strecken waren für sechs Euro zu haben. Von Grikos schlenderten wir zum traumhaften Petra Strand. In der ruhigen Bucht war das Wasser sogar warm genug, um sich in die Fluten zu wagen!

Der Strand von Petra, ein Traum mit Blütenmeer

Der Strand von Petra, ein Traum mit Blütenmeer

Von der Chora ging es auf einem sehr gut erhaltenen Kalderimini abwärts, der am Kloster der Apokalypse vorbeiführt. Leider war es nachmittags geschlossen, so dass wir auf den Besuch der Grotte verzichten mussten, in der der Legende nach Johannes seinem Schüler Próchores die Vision der Apokalypse diktiert haben soll.

Kloster der Apokalypse

Kloster der Apokalypse

Am nächsten Tag schafften wir es zumindest zu den Öffungszeiten des Johannisklosters in Chora zu sein, um die Hauptsehenswürdigkeit der Insel zu besichtigen. Das Johanneskloster thront über der Chora, beides zusammen gehört zum Weltkulturerbe der Unesco. Die meisten Kreuzfahrttouristen, die in Patmos ankern, werden mit Bussen zur Chora hinaufgekarrt, besichtigen das Kloster, dürfen dann noch ein bisschen Geld in Skala lassen und bekommen kaum mehr von der Insel zu sehen. Zu unserem Glück sehen wir sie meist nur aus der Ferne…

Das Johanneskloster auf Patmos

Das Johanneskloster auf Patmos

Die Chora von Patmos besteht aus einem hübschen, mittelalterlichen Gewirr kleiner Gassen mit jahrhunderte alten weißgekalkten Häuschen. Souvenirgeschäfte sind trotz des Kreuzfahrttourismus zum Glück auf die Gasse zum Johanniskloster beschränkt, der Rest der Chora wirkt noch sehr ursprünglich.

Chora von Patmos

Chora von Patmos

Chora von Patmos

Diesmal waren sogar die Tavernen in der Chora geöffnet, die Saison scheint langsam zu beginnen. Eine gute Gelegenheit für einen griechischen Mokka auf dem schönen Dorfplatz.

Taverne in Chora

Nebenan wurde fleißig geweiselt, um vor den Osterfeierlichkeiten die Häuser auf Vordermann zu bringen.

Chora von Patmos

Vom Kloster aus ging es auf den höchsten Berg von Patmos, der wie auf so vielen Inseln Profitis Elias heißt. Dieter Graf, versprach in seinem Wanderführer nicht zu viel, als er sie als schönste Wanderung auf Patmos bezeichnete! Von oben hat man einen traumhaften Blick auf die Chora, das Kloster und das Meer.

Blick vom Profitis Elias auf Chora

Blick vom Profitis Elias auf Chora

Anschließend geht es hinunter zum Nonnenkloster Evangelísmos. Es wurde erst 1937 erbaut, die Kirche sogar erst Anfang der achziger Jahre im Stil traditioneller Ikonenmalerei ausgestaltet. Eigentlich ist sie nur vormittags zu besichtigen, uns wurde sie jedoch extra aufgesperrt und wir bekamen als Willkommensgruß die leckersten Loukoumia, die wir bisher auf griechischen Inseln probiert haben, mit einem wunderbar frischem Zitronenaroma.

Blick auf das Nonnenkloster Evangelísmos

Blick auf das Nonnenkloster Evangelísmos

Beim Hinabwandern in die schöne Bucht – in der das Wasser leider selbst für mich noch zu kalt war – freuten wir uns über die schönen Ausblicke auf die Küste

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Abends genossen wir die Abendstimmung in der Bucht von Meloi

Die Bucht von Meloi

Die Bucht von Meloi

An der Marina von Patmos befindet sich das Restaurant H Netia. Das Essen ist mittelmäßig, es wird auch mit einfachem Pflanzenöl gekocht, was man leider schmeckt. Dafür ist der Blick von der Terrasse recht hübsch und vor dem Restaurant deutlich weniger Verkehr als direkt am Haupthafen. Wir waren außer einer Bande halbwüchsiger Mopedfahrer die einzigen, die sich nicht ins Warme geflüchteten. Dafür konnten wir die Dorfjungs in aller Ruhe bei ihrer Lieblingsbeschäftigung beobachten: Immer mit dem Moped auf und ab, Hauptsache Eindruck schinden: mal mit dem Rad in der Luft, mal knapp bis ans Hafenbecken…

Und schon brach unser letzter Tag auf Patmos an! Vom Norden hatten wir bisher noch nichts gesehen, daher ließen wir uns von einem Taxi nach Kampos kutschieren und wanderten von dort an der Küste entlang zurück nach Skala. Die Küstenlandschaft ist hier besonders romantisch, da stört es auch nicht, dass man „nur“ auf Feldwegen und nicht auf alten Monopati läuft…

Die Küste zwischen Kampos und Skala

Die Küste zwischen Kampos und Skala

Und endlich gab es auch hier mal Ziegen, wir hatten sie schon fast vermisst…

Ziegenherde

Abends ging es weiter über Lipsi nach Leros. Lipsi sah vom Schiff aus auch sehr reizvoll aus. Die Anek Kalymnou muss hier alles zwischen den Inseln transportieren, so fanden sich auch die zwei armen Schafe ganz verdattert im Schiffrumpf wieder. Ob sie Ostern wohl überlebt haben?

Die armen Schafe werden vom Transporter gezerrt

Die armen Schafe werden vom Transporter gezerrt

...und werden einfach neben den Mopeds angebunden

…und werden einfach neben den Mopeds angebunden

Hier geht’s zu den weiteren Berichten unserer Dodekanesreise:
Kurzer Zwischenstopp Athen
Leros, die verrufene und unterschätzte Insel
Zwischenstopp Kos-Stadt: Ruinen und Kulturschock

13 Kommentare zu “Dodekanes 2014: Patmos, die heilige Insel

  1. Liebe Mangoseele, mit diesem Post triffst du genau den Punkt in mir, bei dessen Berührung ich in totale und fast schmerzhafte Sehnsucht an mein geliebtes Griechenland verfalle…..
    Danke dafür, denn ich liebe dieses Gefühl, noch dazu, weil die nächste Reise bereits gebucht und somit diese Sehnsucht sich mit Vorfreude geflutet wird😊.
    Einen schönen Tag wünsche ich dir!

    • Das freut mich! Und ich werde da ja gleich etwas neidisch 😉 Aber unser nächster Griechenlandurlaub kommt bestimmt auch und solange kann ich ja in den Fotos schwelgen…Wo geht es denn bei euch hin? Liebe Grüße Melanie

    • Hallo Melanie,
      es geht nach Rhodos!
      Und immer wenn mich die Sehnsucht packt, komme ich her zu dir auf den Blog, gucke, lese und erfreue mich daran. Dann hab ich zwar noch immer und noch mehr Sehnsucht, aber mir gehts trotzdem gut. 🙂

      Und weißt du was, Melanie? Ich freue mich riesig, in dir eine Gleichgesinnte getroffen zu haben!
      Filakia polla!

      PS: Hast du bei mir schon gelesen? Ich habe einige Blogs über mein geliebtes Griechenland geschrieben. Vor allem „meine Hommage“ an dieses wunderbare Land und ihre Bewohner.
      Ganz liebe Grüße,
      Suse

      • Jassou Suse,

        Deine Hommage an Griechenland ist wirklich sehr schön! Wenn ihr auf Rhodos seid, wollt ihr nicht mal ein paar Tage nach Nisyros rüberhüpfen? Die Insel fanden wir einfach wunderschön! Von Rhodos haben wir dagegen die schönen Ecken in der kurzen Zeit wohl nicht zu sehen bekommen, vor allem die Altstadt von Rhodos Stadt war uns viel zu touristisch…

        Liebe Grüße

        Melanie

  2. Hallo Melanie,

    Patmos gehört mit zu meinen Lieblingsinseln und jedes Mal gibt es noch etwas Neues zu entdecken. Die Osterfeierlichkeiten auf Patmos würde ich trotz dem „Rummel“ mal gerne miterleben. Die Fischtaverne ist für ihre großen Portionen bekannt 🙂 Am Hafen gibt es auch eine super Taverne (im 1.Stock mit Balkon) wo man geniale Mezedes bekommt.
    Im übrigen – Lipsi gilt noch als Geheimtipp. Steht auch noch auf meiner Liste, aber dieses Jahr sind die kl. Kykladen an der Reihe. (habe ich bei Dir auch schon nachgelesen 🙂
    LG Schalimara

    • Meinst du das Tsivaeri? Wir hatten überlegt dorthinzugehen, aber da es ganz leer war hatten wir uns doch für das H Nethia entschieden. Aber vielleicht kommen wir ja mal wieder hin. Lipsi steht auch auf jeden Fall noch auf unserer Liste, ich hatte nur Befürchtungen, dass es im April noch zur ruhig ist und es kaum was zu essen gibt ;-). Bei den kleinen Kykladen hat uns Schinoussa zwar schon gefallen, aber es gehört sicherlich nicht zu unseren Lieblingsinseln. Ich würde gerne mal noch Iraklia entdecken. Liebe Grüße Melanie

  3. jassou Melanie, toller Bericht und durch die vielen schönen Fotos bekommt man einen guten Eindruck.

    Ich möchte noch das Buch von Tom Stone – Meine griechische Taverne – Goldmanns Taschenbücher empfehlen. Die wahre Geschichte handel von Patmos.

    Freue mich schon auf die weiteren Berichte von dir.

    schöne Grüße aus Hamburg, kokkinos vrachos

  4. jassas, heute bei Griechenland Aktuell erschienen:

    Die zum UNESCO-Welterbe gehörenden griechischen Denkmäler: Das Kloster vom Theologen St. Johannes, die Höhle der Apocalypse und die malerische Chora auf Patmos

    http://www.graktuell.gr/2014/05/die-zum-unesco-welterbe-gehorenden_8.html

    gruß, kv

  5. Moin, heute ist im Hamburger Abendblatt ein netter Artikel über Patmos erschienen.

    Die Insel der Künstler in der griechischen Ägäis
    Patmos in der griechischen Ägäis ist ideal für Natur- und Kulturgenuss sowie für Begegnungen mit Malern und Schauspielern.

    http://www.abendblatt.de/reise/article205383889/Die-Insel-der-Kuenstler-in-der-griechischen-Aegaeis.html

    vg, kv

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