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Vom (vegetarischen) Essen und Reisen

Jeden Tag ein Buch: Essbare Stadt – und Holunderblüten in Bierteig mit Rhabarberkompott

15 Kommentare

Diesmal bin auch ich endlich mal dabei bei der großen Rezensionswoche „Jeden Tag ein Buch“!

Logo Ariane Bille

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Als ich den Untertitel von Maurice Maggis Buch „Essbare Stadt“ las, war ich sofort Feuer und Flamme: „Vegetarische Rezepte mit Pflanzen aus der Stadt“. Wenn das nicht was für mich war! Nicht, dass ich mich irgendwie mit Wildpflanzen auskennen würde, aber das könnte man ja ändern. Der AT Verlag war so freundlich, mir ein Rezensionsexemplar zur Verfügung zu stellen und ich war erstaunt über die originelle Bindung, die ohne klassischen Buchrücken auskommt. Der stabile Einband ist schön und schlicht gehalten. Innen versammeln sich über 70 vegetarische Rezepte, die sich mit schönen Fotos der Stadtnatur und kurzen Beschreibungen der wichtigsten Wildpflanzen abwechseln. Die schönen Fotos machen sofort Lust, aufzuspringen und die Umgebung abzusuchen.

Essbare Stadt

Ganz so einfach ist das dann aber doch nicht: Maurice Maggis Buch ist und bleibt ein Kochbuch und ersetzt keinen Wildpflanzenführer. Ich habe mir also zuerst mal noch die App des Buchs Essbare Wildpflanzen dazugekauft, ich will ja nicht Sokrates nacheifern und am Schierling sterben…

Die Rezepte sind nach Jahreszeiten sortiert und bei vielen Rezepten sind auch Varianten mit anderen Pflanzen vorgeschlagen – man weiß ja nie so genau was man findet. Für einen Neuling wie mich war es auch gar nicht so einfach mit dem Nachkochen anzufangen. Man kann ja nicht einfach in den nächsten Supermarkt laufen und die Zutaten kaufen. Und wo finde ich in Berlin zum Beispiel wilde Möhren? Und schaffe ich es dann wirklich sie von giftigen Doldenblütlern zu unterscheiden?

Ich habe mich also zuerst mal an die einfacheren Rezepte gehalten. Hopfentriebe findet man hier an jedem Zaun und beim Löwenzahn besteht nur die Herausforderung eine hundefreie Ecke zu finden. Die „Löwenzahn-Sobanudeln auf Hopfenschösslingen mit Miso-Ingwer-Dressing“ waren daher das erste Rezept, an das ich mich rangewagt habe. Es schmeckte interessant, aber mir persönlich war es durch die Löwenzahnblätter etwas zu bitter. Ich mische Löwenzahn dann doch lieber z.B. mit Rosinen, um ihm etwas die Bitterkeit zu nehmen. Originell ist die Mischung mit Miso und Ingwer aber auf jeden Fall!Löwenzahn-Sobanudeln auf Hopfenschösslingen mit Miso-Ingwer-Dressing

Das zweite Rezept, an das ich mich herangewagt habe, waren die Holunderblüten im Bierteig mit Rhabarberkompott (Rezept siehe unten). Ich habe mich dafür sogar zum ersten Mal ans Frittieren zu Hause gewagt! Die Holunderblüten wurden auch ganz wunderbar luftig und schmeckten uns noch besser als aus der Pfanne gebratenen Holunderblüten. Beim Rhabarberkompott war mir aber die Wassermenge etwas zu hoch, ich habe die Flüssigkeit daher ziemlich lange einkochen lassen…Und ich muss gestehen, auf die Azukibohnen-Sesam-Bällchen habe ich aus purer Faulheit verzichtet…

Insgesamt zählt das Buch sicherlich zu den anregendsten und spannendsten, die ich in letzter Zeit in den Händen hatte. Ich werde es vor allem als Anregung für weitere Kreationen nehmen, aber nicht immer jedes Rezept eins zu eins befolgen – auch weil es nicht immer einfach ist, alle geforderten Wildpflanzen zu finden.

Und jetzt zum Abschluss möchte ich mit euch noch das Rezept für die Hollerküchle teilen:
Holunderblüten im Bierteig

Für die Holunderblüten in Bierteig mit Rhabarberkompott braucht ihr:

Für die Holunderblüten im Bierteig:
200 ml Bier
1 Eigelb
200g Weizenmehl Typ 550
3 Eiweiß
1 Prise Salz
1/2 EL Zucker
Sonnenblumenöl zum Ausbacken (ca. 1 Liter)
12 Holunderblüten
Puderzucker zum Bestreuen

für das Rhabarberkompott:
500g Rhabarber
100g Zucker
1 kleines Stück Ingwer
1 Sternanis
1/2 Zimtstange
1 EL dunkler Rum

Den Rhabarber wascht und schält ihr und legt die Schalen und Abschnitte für den Sud zur Seite, um ihn rötlicher zu färben (bei mir wurde er aber leider trotzdem nicht sehr rot). Laut Rezept soll man 600ml Wasser aufkochen und Zucker, Gewürze und schalen darin aufkochen. Meiner Meinung nach ist das deutlich zu viel. Wenn ihr soviel verwendet wollt, um die Schalen gut auskochen zu können, solltet ihr den Saft danach so lange einkochen lassen, bis er sehr dickflüssig wird.

Die Rhabarberstangen schneidet ihr in 1cm breite Stücke, gebt sie in eine Schüssel und beträufelt sie mit Rum.

Den heißen Rhabarbersud streicht ihr durch ein Sieb zum Rhabarber, lasst ihn abkühlen und stellt ihn kalt. So behält der Rhabarber seinen Biss, ist aber auch recht sauer. Vor dem Servieren, solltet ihr ihn auf jeden Fall nochmals kurz aufkochen. Wer den Rhabarber nicht so sauer und fest mag, kann ihn noch etwas länger köcheln lassen (so habe ich es gemacht).

Für die Holunderblüten im Bierteig verrührt ihr das Bier gut mit dem Eigelb und dem Mehl. Das Eiweiß schlagt ihr mit einer Prise Salz und dem Zucker steif und hebt es unter den Bierteig.

Nun erhitzt ihr das Öl in einem Topf auf 170 bis 180 Grad. Die Holunderblüten zieht ihr durch den Bierteig, lasst überschüssigen Teig abtropfen und frittiert sie dann im Öl schwimmend goldbraun. Auf Küchenpapier lasst ihr sie gut abtropfen und bestäubt sie nach Belieben mit Puderzucker. Lasst es euch schmecken!

15 Kommentare zu “Jeden Tag ein Buch: Essbare Stadt – und Holunderblüten in Bierteig mit Rhabarberkompott

  1. Oh, Melanie, dein Beitrag macht mich richtig froh! Viele Wildkräuterkochbücher sind ziemlich langweilig, aber dieses scheint pfiffig zu sein. Du hattest ja schon davon erzählt, aber es war wieder etwas tiefer gerutscht in meinem Hirn.
    Da ich ja auf dem Land lebe: Was macht das Buch zum „Stadtbuch“? Ich lese von den gleichen Wildkräutern. Werden typische Standorte beschrieben, oder..?
    Liebe Grüße
    Cheriechen

  2. Mir geht es wie dir! Ich hatte das Buch kürzlich im Buchhandel entdeckt und musste sofort zuschlagen 🙂 Lustigerweise habe ich das hier genannte Rezept quasi umgekehrt zubereitet. Ich habe den Rhabarber durch Prosecco-Teig gezogen und dazu Holunderkompott (naja, es war wohl eher Crème) gereicht… auch sehr lecker 🙂

    • Das klingt auch klasse! Kommt das Rezept auf den Blog? Liebe Grüße Melanie

      • Ich nerv mich tierisch, aber habe das Ganze leider nicht fotografisch festgehalten bzw. nur mit Handyfoto und das überzeugt nicht so 😉 Wir werden sehen, die Rhabarbersaison ist ja zum Glück noch nicht vorbei 🙂

  3. Ich habe das Buch auch gerade (nach Cooketerieas begeisterter Beschreibung) da, aber ich muss sagen, dass es mich nicht so überzeugt. Zu viele Stadtfotos für meinen Geschmack und ein Rezept, dass mich so richtig anspricht, habe ich auch noch nicht gefunden. Aber es bekommt natürlich noch eine Chance. 🙂
    Liebe Grüße,
    Eva

    • Du merkst ja meiner Rezension auch an, dass ich es vor allem inspirierend fand, aber bei den einzelnen Rezepten auch nicht immer folgen wollte (bzw. wegen der Zutaten auch nicht konnte). Hast du inzwischen was nachgekocht?

  4. Ein bestimmt ganz tolles Buch und ein sehr schöne Rezension, liebe Melanie! Ich bin jetzt jedenfalls definitiv jibbelig, da mal reinzuschauen, bei Modulor hab ich’s zumindest schon mal liegen sehen. Die Holunderblüten im Bierteig muss ich unbedingt ausprobieren, der Volkspark Friedrichshain ist glücklicherweise voll davon (sowohl Blüten als auch mit Bier 😉 ).

  5. Oh, wie konnte mir das passieren? Da lese ich – glücklicherweise aufmerksam – deinen Beitrag hier und stelle fest, dass mir etwas Wichtiges fehlt: Die App zu meinem Lieblingsbuch „Essbare Wildkräuter“. Lieben Dank für den Hinweis – werde sie heute erstmals in den Wald ausführen. Und außerdem Holunderblüten sammeln…

  6. Wow was ein cooles Buch!! Bin spontan verliebt und muss es auch haben… Danke für den tollen Tipp! Und die Holunderblüten im Bierteig sehen köstlich aus liebe Melanie! :))

  7. Pingback: Pentecost weekend with Asparagus „Pappardelle“ & Elderberry Blossom’s Pesto – Frohe Pfingsten mit Spargel-“Pappardelle“ und Holunderblüten-Pesto | Food with a View

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